Erfahrungsbericht RSU: Emmely B. aus Bremen


Emmely hat sich erfolgreich über Academic Embassy für einen Platz im Studiengang Humanmedizin beworben. Studienbeginn war das Sommersemester 2022. Wir freuen uns, dass Sie uns von Ihren Erfahrungen an der Riga Stradins University berichtet.

Bewerbungsphase mit Academic Embassy

Für mich war die Entscheidung Medizin zu studieren, damals relativ kurzfristig. Ich habe keine Ärzte in der Familie und war auch nie eine von denen, die schon immer Medizin studieren wollten. Ich habe mich kurz vor meinem Abi in viele verschiedene Studiengänge eingelesen und Medizin war da einfach einer der Studiengänge, die mich mit am meisten angesprochen haben. Dadurch, dass ich meine Entscheidung, mich damals in Riga zu bewerben, relativ spontan getroffen habe, war ich mit der Bewerbung ein bisschen spät dran. Ich hatte noch keine Ahnung über den Bewerbungsprozess und generelle Vorbereitungen auf das Studium. Durch Bekannte wusste ich allerdings schon von Academic Embassy und habe dann gleich einmal angerufen. Academic Embassy hat mir alles super erklärt und mich auf jedem Schritt meiner Bewerbung begleitet. Eine immer freundliche Beratung mit ganz vielen Tipps zur Bewerbung und zum Studienbeginn in Riga haben mir den Start in einem anderen Land durchaus vereinfacht. Ich musste mich weniger um Formelles kümmern und konnte so andere Dinge in Angriff nehmen, wie zum Beispiel die Wohnungssuche oder soziale Kontakte zu knüpfen.

Medizinstudium an der Riga Stradins University

Der Unterschied zwischen dem, was man in der Schule hat leisten müssen und dann im ersten Semester an der RSU war schon relativ groß. Wenn ich jetzt allerdings so an das erste Semester zurückdenke, muss ich allerdings sagen, dass dieses noch sehr entspannt war. Der Leistungsdruck steigt jedes Semester an und auch wenn man manchmal ein paar Abstriche machen muss (Soziales, etc.) und dafür die Uni priorisieren muss, ist es doch sehr wohl schaffbar.

 

An der RSU haben wir das Glück, das die meisten Kurse in kleinen Gruppen (12-30 Leute) unterrichtet werden, was das Lernverhältnis viel angenehmer und persönlicher macht. Die Professoren und Dozenten kennen einen häufig beim Namen und gehen auch sehr gerne detailliert auf einzelne Fragen ein. Einige Kurse wie Anatomie oder Histologie haben auch Vorlesungen mit dem ganzen Semester, der Großteil findet allerdings in Kleingruppen statt.

 

Neben den normalen Kursen und Vorlesungen organisieren die Uni und die verschiedenen Associations sowohl zusätzliche Seminare und Vorlesungen mit Gastsprechern als auch mehr praktische Seminare, um bereits ab dem ersten Semester klinische Erfahrungen machen zu können.

 

Am meisten beeindruckt hat mich bisher die Kombi Physiologie und Biochemie, die ab dem zweiten Semester startet. Diese zwei Fächer sind so das erste richtig Medizinische im Studium. Es sind zwar beides sehr anspruchsvolle und nicht immer einfache Kurse, machen aber, wenn man sich erst einmal überwunden hat, auch super Spaß, weil sie eben so interessant sind. Sie geben einem die ersten Eindrücke über die Funktionen und Prozesse im Körper, führen erste Krankheiten ein und bilden die Basis für die darauf folgenden klinischen Kurse.

 

Die Leistungsabfrage an der RSU ist von Fach zu Fach unterschiedlich. Hausaufgaben werden von einigen Professoren gegeben, dienen allerdings mehr zur Hilfe beim Lernen als zur Pflicht oder Abfrage. Abgefragt werden wir dann in wöchentlichen Tests, zweimal im Semester Kolloquien (Klausuren in allen Kursen). In Fächern, die am Ende des Semesters abgeschlossen werden, kommt ein Examen dazu, sowie mündliche Prüfungen oder Präsentationen und in manchen Fächern findet auch eine Leistungskontrolle durch mündliche Beteiligung statt.

 

Für Bücher oder sonstige Unterrichtsmaterialien habe ich nie Geld ausgeben müssen, da innerhalb der Studenten schon alle notwendigen Zusatzmaterialien in digitaler Form existieren (Bücher auf denen Unterrichtsmaterialien basieren). Außerdem stellt die Uni alles Material für den Unterricht in den Lectures (Vorlesungen) und für die, die zusätzlich themenbezogene Bücher lesen wollen, ist die Unibibliothek sehr gut ausgestattet.

 

An der RSU hat man viele Kurse in vielen verschiedenen Gebäuden, die alle an ganz anderen Enden von Riga liegen, was den Transfer von einem Kurs zu einem anderen oftmals sehr nervig und zeitaufwändig macht. Die verschiedenen Gebäude, die auf die einzelnen Kurse spezialisiert sind, bieten zwar eine größere Ausstattung, die das Lernerlebnis verbessern, nehmen einem durch den Transfer aber auch viel Zeit zum Lernen.

 

Studium Humanmedizin an der RSU

Das Studium an der RSU ist sehr verschult. Ich war mit maximal 15 Leuten in einer Kleingruppe und mit dieser Gruppe hat man alle Fächer. Man bekommt einen Stundenplan und Zugang zu einem E-Studies Portal, wo alle Unterlagen hinterlegt sind. Im Gegensatz zu meinem Erststudium gibt es hier eine Anwesenheitspflicht und die Professor*innen kennen ggf. sogar die Namen der Studierenden. Man kann immer Emails schreiben mit Fragen oder Problemen und kriegt meines Erachten immer eine schnelle Rückmeldung, was in Deutschland nicht unbedingt der Fall ist. Man hat permanent Tests und auch Abgaben und ist so gezwungenermaßen viel kontinuierlicher dabei, den Stoff zeitnah anzuwenden bzw. zu wiederholen. Die Tests und Abgaben werden vorher angekündigt, allerdings wird über den Zeitpunkt von Klausuren zum Teil recht kurzfristig entschieden, was die Planung manchmal erschwert. Anschaffungen waren für mich bisher überschaubar, da wir bis zum 5. Semester eigentlich nur einen Kittel und Stethoskop brauchten und keine anderen physischen Materialien.

Am besten fand ich bisher die Fächer Biochemie und Physiologie, da wir hier sehr gute Tutoren hatten und auch viel Wert daraufgelegt wird, dass die Schüler die Materie verstehen. Englisch als Unterrichtssprache bereitet mir keine Probleme, allerdings ist das Englischniveau mancher Dozenten nicht so gut, so dass es ab und zu Verständigungsprobleme geben kann.

Das Studentenleben in Riga

Nach Riga zu kommen war natürlich erst einmal eine riesige Umstellung: Neues Land, neue Sprache, ganz andere Supermärkte und Kulturen, alles auf einmal. Aber gerade das hat meinen ersten Eindruck von Riga so aufregend gemacht. Bevor ich das erste Mal nach Riga geflogen bin, hatte ich noch keine Ahnung, was mich erwartet.

 

Riga ist eine Hauptstadt in der Größe einer Kleinstadt, was sie perfekt für Studenten macht. Egal wann oder wohin man geht, es ist immer etwas los und man trifft überall die verschiedensten Leute. Man kann alles in der Alt- und Innenstadt zu Fuß erreichen, sieht an jeder Ecke etwas Neues und hat so viele schöne Orte, die man besuchen kann. Die Architektur und die Art und Weise, wie die Stadt selbst aufgebaut ist, ist super faszinierend, gerade weil es so einen großen Kontrast zu dem darstellt, was man aus Deutschland kennt.

 

Seit Anfang an wohne ich hier in Riga in WGs, was ich auch jedem empfehlen kann. Erst recht im ersten Semester, wenn man noch niemanden kennt, kann man durch seine Mitbewohner sehr gut Kontakte knüpfen und lernt eine ganze Menge neuer Leute kennen. Außerdem sorgen die WGs hier in Riga für viele Hausparties, Spiele- und Kochabende, die einem auch mal eine Pause vom Studium verschaffen.

 

WGs sind aber auch sehr praktisch, um Leute in höheren Semestern kennenzulernen, die einem beim ein oder anderen weiterhelfen oder einem auch Empfehlungen geben können, denn gerade zu Anfang ist es noch ein bisschen kompliziert, sich in Supermärkten, der Uni und in Riga generell zurechtzufinden.

 

Als ich damals in Riga angefangen habe, waren die Preise hier vergleichsweise zu Deutschland wirklich billig, nicht nur Lebensmittel aus dem Supermarkt, sondern auch generelle Lebenskosten (Bars, Restaurants, Kleidung, etc.). Inzwischen sind die Preise allerdings auf ein ähnliches Niveau wie in Deutschland gestiegen. Einiges (alles lokale) bekommt man hier noch definitiv günstiger, anderes, besonders importierte Produkte, sind aber meistens teurer als man dies in Deutschland gewohnt ist.

 

Das, was ich hier am meisten aus Deutschland vermisse, sind definitiv die Bäckereien. Die Letten backen fast ihr gesamtes Brot mit Kümmel und die Auswahl - so wie man das aus Deutschland gewohnt ist mit Schwarzbrot, Körnerbrötchen, etc. – kann man hier leider vergessen. Wenn man hier also ein vernünftiges Brot essen will, muss man es leider selber backen. Und auch wenn es sich wie eine Kleinigkeit anhört, lernt man hier doch so einige Sachen aus Deutschland zu schätzen.

 

Das Beste an Lettland ist es jedoch, Teil der Riga Family zu sein, die eben nicht nur aus Deutschen, sondern auch aus ganz vielen anderen Nationalitäten besteht. So viele Kulturen, Persönlichkeiten und Mentalitäten kennenlernen zu dürfen, ist wirklich unglaublich.

 

Die Leute sind super offen allem und jedem gegenüber, jeder kennt sich hier und es wird so viel auch in größeren Gruppen unternommen, sodass man sich wirklich nie alleine fühlt. Die Gemeinschaft lernt von und miteinander, erlebt alles mögliche und schafft einem hier in Riga ein zweites Zuhause. Der Zusammenhalt der internationalen Studenten hier ist wirklich etwas Besonderes!